Hast du irgendwann etwas geschafft, was du dir früher gar nicht hättest vorstellen können? Etwas, woran du lange gearbeitet hast? Etwas, wofür du lange lernen musstest? Etwas, was dich eine große Überwindung gekostet hat?
Sei es eine Fremdsprache irgendwann fließend zu sprechen, deine Website nach langer Vorbereitung ins Netz zu stellen, dich in ein ganz neues Fachgebiet einzuarbeiten, auf einer Messe Kaltakquise zu betreiben oder ein nicht ganz intuitives CAT-Tool souverän zu beherrschen …
Wir erreichen in unserer Laufbahn als Übersetzerinnen oder Übersetzer so vieles. Schade nur, wenn uns das nicht bewusst ist. Wenn wir stets dem nächsten Ziel hinterherhinken.
Es lebe die Selbstsabotage …
Bei mir war es früher jedes Mal so. Sobald ich ein Ziel erreicht hatte, habe ich mich vielleicht kurz darüber gefreut. In der Regel hatte ich aber das nächste Ziel schon im Visier. Ein Ziel, das in der Regel das gerade Erreichte blass aussehen ließ.
Kurze Geschichten auf Englisch zu lesen? Nein, nicht genug. Es sollten jetzt ganze Romane sein. Mich auf Deutsch halbwegs zu verständigen? Nein, nicht genug. Es sollte jetzt fließend und möglichst fehlerfrei sein.
Oft habe ich meine eigene Leistung kleingeredet und immer einen guten Grund gefunden, mich doch irgendwie runterzumachen. Dieses CAT-Tool hätte jemand anders viel schneller beherrscht. Diese anspruchsvolle Übersetzung ist mir zwar gut gelungen, dafür habe ich aber viel zu lange gebraucht. Ordnung in meine Finanzen hätte ich auch viel früher schaffen können. Meine Website könnte ich hier und da doch viel schöner gestalten und texten. Bis ins Unendliche könnte ich diese Liste fortführen ...
Tja, das Ergebnis kannst du dir bestimmt schon denken. Jeder Erfolg hatte ein bisschen Nachgeschmack. Jedes Mal kam der Vorsatz: Ab jetzt mich zu verbessern. Mich gründlich zu verändern.
Es geht auch anders
Seitdem mir klar geworden ist, wie destruktiv ich mit mir umgehe, versuche ich dagegen zu steuern. Wie ich das mache? Indem ich meine Erfolge, ob groß oder klein, ganz bewusst feiere. Ich halte an und schaue zurück, wie es vorhin war und was ich bisher geschafft habe. Was noch kommen soll, was ich besser hätte machen können, wie ich das anders hätte machen sollen, lasse ich einfach außer Acht.
Wieso schreibe ich heute diesen Artikel? Ich will dir etwas erzählen. Ich habe nämlich etwas zu feiern. Vor Kurzem habe ich mein allererstes Video auf YouTube gestellt. Ja, ein Video von mir. Im Netz für alle frei zugänglich. Mit meiner Stimme. Mit meinem Akzent.
Vor einiger Zeit hätte mir allein beim Gedanken der Atem gestockt. Jetzt fühlt sich das einfach richtig an. Ich muss aber aufpassen. Mein altes Ich wäre jetzt fast versucht zu sagen, es ist doch keine große Sache gewesen. Es sind ja nur ein paar Minuten …
Ja, knappe zweieinhalb Minuten dauert das Video. Die Vorbereitungen dafür haben sich über zweieinhalb Jahre gestreckt. Unverhältnismäßig lang? Vielleicht. Diese Zeit habe ich jedoch einfach gebraucht.
Weißt du, wo meine größte Schwierigkeit dabei lag? Wenn du mich ein bisschen kennst, ahnst du das bestimmt schon. Nein, nicht etwa die Technik. Die ist ja schnell gelernt. Nein, nicht die Mangel an Ideen. Davon habe ich ausreichend. Wie so oft bei mir, lag meine größte Schwierigkeit in meinem Kopf.
Anfang 2019 hat mir jemand empfohlen, parallel zu meinem Blog auch kurze Videos zu drehen. Das würde meine Sichtbarkeit deutlich erhöhen. Videos? Ich? Mit meiner Stimme? Mit meinem Akzent? Nie. Im. Leben.
Und tja, jetzt habe ich ein Video gedreht, es auf LinkedIn und auf Youtube hochgeladen. Und, nein, meine Stimme ist jetzt nicht anders. Mein Akzent auch nicht. Das Video kommt trotzdem gut an und zahlreiche Kolleginnen und Kollegen finden es hilfreich. Über die kleinen Makel hier und da kann ich schmunzeln.
Da ich dich nicht weiter auf die Folter spannen möchte, binde ich das Video gleich hier ein. Es geht um eins meiner Herzensthemen, das Netzwerken, kombiniert mit einem meiner Lieblingstools PhraseExpress. Schau einfach mal rein. Nicht perfekt, aber durchaus gut genug, findest du nicht?
Was musste alles passieren, bis ich so weit war?
Ich habe in den letzten Jahren viel gelernt − über Onlinemarketing, Social Media und die ganze Technik drumherum. Ich habe auch sehr viel an mir gearbeitet und mich sehr intensiv mit meinem (lähmenden) Perfektionismus und meinem (sehr ausbaufähigen) Selbstwertgefühl auseinandergesetzt.
Die wichtigste Erkenntnis aus dieser Arbeit: ich muss mich nicht verstellen, um sichtbarer zu sein. Ich darf mich so zeigen, wie ich bin.
Ich darf weiterhin leise und zurückhaltend sein. Ich darf in größeren Gruppen weiterhin lieber zuhören als sprechen. Ich darf weiterhin Marta sein und trotzdem so einiges erreichen, wenn ich es mir wirklich vornehme.
Tatkräftige Unterstützung
Diese Transformation habe ich nicht alleine geschafft. Dafür hatte ich mir tatkräftige Unterstützung geholt. Besonders muss ich mich bei Dr. Thea Dohler und Claudia Kauscheder und den tollen Mitstreiterinnen vom HSO der letzten Jahre bedanken. Ohne eure vielen Impulse, eure Ermutigung und euren wertschätzenden Blick von außen wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Dafür vom Herzen Danke!
Und wie sieht es bei dir aus? Hast du in letzter Zeit etwas geschafft, was du dir früher gar nicht hättest vorstellen können? Hast du dir die Zeit genommen, es gebührend zu honorieren? Mich würde riesig freuen, wenn du deine Erfahrung mit uns hier im Blog teilst.