Heute sage ich danke!
Heute früh habe ich eine Anfrage bekommen. Von einem jungen dynamischen weltweit agierenden Unternehmen mit einer sehr schicken Website. Ob ich aus dem Englischen ins Katalanische übersetze? Ja, mache ich. Ob ich interessiert daran wäre, für ein großes Social-Media-Projekt zu übersetzen? Ja, wäre ich. Sie würden mir dafür 3 Cent pro Wort anbieten ...
Ähm, wie bitte?
Auch wenn ich in Lichtgeschwindigkeit tippen könnte und kein einziges Wort nachschlagen und keinen einzigen Satz zwei Mal lesen müsste, käme ich bei so einer Bezahlung kaum über die Mindestlohngrenze hinaus.
Ich hätte mich heute früh furchtbar aufregen können. Ich hätte anfangen können, über die Folgen der Digitalisierung, der Globalisierung und der Künstlichen Intelligenz nachzugrübeln und mir über die Zukunft meines Berufes Sorgen zu machen. Ja, ich hätte mich heute früh wirklich furchtbar aufregen können.
Da ich die letzte Nacht aber so gut geschlafen habe und die Sonne gerade so herrlich scheint, bleibe ich heute gelassen und bevorzuge es, kurz innezuhalten und mich in Dankbarkeit zu üben.
Ich bin dankbar, dass ich auf solche unverschämten Anfragen nicht angewiesen bin. Ich bin dankbar dafür, dass ich mir in den letzten zwei Jahrzehnten einen guten Ruf als Übersetzerin aufbauen konnte. Ich bin vor allem dankbar für meine Kunden und Kundinnen, die meine Arbeit schätzen und mir dafür eine angemessene Bezahlung bieten.
Ich habe heute früh die Anfrage dankend abgelehnt und konnte es mir nicht verkneifen, nebenbei zu erwähnen, dass mein Wortpreis um einiges höher liegt. Eine Antwort dazu bekam ich natürlich nicht ...
Und ihr? Wie reagiert ihr auf unverschämte Anfragen? Schafft ihr es, gelassen zu bleiben, oder bringen Sie euch aus der Fassung?